Liebe Golferinnen, liebe Golfer,

viele von Euch werden das nebenstehende Logo schon einmal irgendwo gesehen haben, die wenigsten aber wissen, dass auch wir, der Golf Club Würzburg, an dem DGV-Umwelt- und Qualitätssicherungs-Programm „Golf & Natur“ teilnehmen. Zum einen durchleuchtet dieses Programm diverse betriebswirtschaftliche, arbeitssicherheits- und marketingtechnische sowie golfsportbezogene Aspekte einer Golfanlage, zum anderen spielt aber auch, wie der Name schon vermuten lässt, die ökologische Seite eine sehr große Rolle.

Kaum ein Golfer geht aus reiner Naturverbundenheit seinem Sport nach. Und auch für uns Greenkeeper ist es das oberste Ziel, eine auf höchstem Niveau perfekt gepflegt Sportstätte zu bieten. Aber ist es nicht mehr als ein kleiner Nebeneffekt, sich während der sportlichen Ertüchtigung in einer Umgebung zu befinden, die weit mehr ist als Rasen und Clubhaus?!

Früher befand sich an Stelle unseres Golfplatzes landwirtschaftlich genutztes Ackerland. Für die Natur hatte dieser Ort nicht viel zu bieten, für den Menschen nicht viel mehr als die Früchte, die von den Feldern geerntet wurden. Was sich in ökologischer Hinsicht in den letzten Jahrzehnten daraus entwickelt hat, wäre für Bund, Länder oder Kommunen ein kaum zu stemmendes Naturschutz-Mammutprojekt gewesen. Neben den für das Golfspiel relevanten und intensiv bewirtschafteten Flächen wie Grüns, Abschlägen, Fairways und zum Teil noch das Semirough, erstreckten sich über unseren Golfplatz weit mehr als 20 Hektar extensiv gepflegtes Hardrough, welches man durchaus als viele kleine, teilweise miteinander vernetzte Naturschutzgebiete betrachten kann.

Wer schon einmal mit offener Nase an dem eher versteckten Weg zwischen Bahn 8 und 14, parallel zur Bahn 15, entlang gelaufen ist, hat bestimmt schon unseren kleinen, von der Natur selbst eingerichteten „Kräutergarten“ entdeckt. Der Duft von Thymian, Oregano und Rosmarin lässt einen schon fast an den leckeren Sonntagsbraten denken. Der Kopfsalbei, eine zwar heimische, aber nur noch selten vorkommende Salbeiart, hat sich dort neben allerlei weiteren bekannten, aber auch weniger bekannten Kräutern angesiedelt. Die jungen Triebe der Brennnessel, zum Beispiel hinter dem Grün der Bahn Nr. 3 zu finden, dienen dem Pfauenauge als Gastpflanze. Und auch der Bläuling, ein weiterer, eher seltener Schmetterling, fühlt sich auf unserem Golfplatz sehr wohl, aber nur weil der Wiesenknopf in unmittelbarer Nähe zu einem Ameisenbau wächst. Orchideen kennen viele nur von der Fensterbank zu Hause. Das Wiesenknabenkraut, eine heimische Orchideenart, lässt sich zum Beispiel im Trockenrasen neben der Bahn 2 entdecken.

Für altbekannte Vogelarten wie Amsel, Blau- und Kohlmaisen, bietet unser Golfplatz mit seinen vielen Hecken genauso Zufluchtsort wie für Vögel, die in der heutigen Zeit, in der jeder Quadratmeter Land intensiv bewirtschaftet oder bebaut wird, eher schwerlich einen Platz zum Brüten finden,  die sogenannten Wiesenbrüter. Unsere Hardroughs, die nur einmal pro Jahr im Herbst gemäht werden, sind der ideale Aufenthaltsort für diese Vögel, wie zum Beispiel die Goldammer. Und nicht nur Auge und Nase kommen bei einem naturbewussten Rundgang über unseren Golfplatz auf ihre Kosten. Der berühmt-berüchtigte Gesang der Nachtigall ist bei uns ab Anfang Mai wieder zu hören, unterlegt von dem „hämmernden“ Beat unserer Spechte. Und sollte, wie vor ein paar Jahren tatsächlich geschehen, sich einer der Spechte nicht wieder eine Aluleiter im Nachbargrundstück als Objekt seiner pochenden Begierde aussuchen, kann sogar dieses Klopfen einen gewissen Wohlklang ausstrahlen. Auch als Rastplatz für viele Zugvögel hat sich unser Golfplatz, der mitten in einer Einflugschneisen liegt, in den letzten Jahrzehnten etabliert. Die Hecken bieten ihnen eine Vielzahl an Beeren, welche sie als Stärkung für den Weiterflug dringend benötigen.

Rehe, Dachse, Füchse, Marder, Eichhörnchen und Co, sowie unzählige Arten von Insekten und Kleinechsen sind hier gern gesehene Besucher oder gar Bewohner. Sie fühlen sich hier sicherlich wohler als auf einer Landstraße direkt vor dem Kühlergrill, der Windschutzscheibe oder unter dem Reifen eines herankommenden Fahrzeugs. Mal abgesehen von unseren „beliebten“ Schwarzkitteln hinterlassen sie kaum Spuren und Schäden. Eher in verborgener Weise runden sie das Ökosystem unseres Golfplatzes ab. Zu diesem Ökosystem zählen aber auch die fürs Golfspiel relevanten Flächen. Im Gegensatz zum Laubwald bleibt das Gras das ganze Jahr über „grün“ und produziert selbst im Winter, wenn auch in reduzierter Form, noch Sauerstoff. Für die vorherige landwirtschaftliche Nutzung wurden etwa dreimal so viel Dünger und mehr als zehnmal so viel Pflanzenschutzmittel ausgebracht. Durch das dauerhafte Wachstum der Gräser während der Vegetationsperiode und den gemäßigten, kontrollierten Einsatz dieser Mittel, gibt es im Vergleich zum vorher betriebenen Feldbau keine Nitratauswaschung ins Grundwasser und auch keine Pestizidrückstände mehr.

Sollten Sie also bei Ihrer nächsten Runde über unseren Golfplatz mal wieder einen Schlag versemmeln, nicht ärgern, einfach weitergehen, die Umgebung und Natur genießen und zu Recht stolz darauf sein, durch Ihre Liebe und Treue zum Golfsport einen großen Beitrag zum allgemeinen Umwelt- und Naturschutz zu leisten!

In diesem Sinne, allzeit gutes Spiel und immer offene Augen, Nasen und Ohren für unseren herrlichen Golfplatz!

Euer Greenkeeper-Team