Zur Eröffnung der Golfanlage in Würzburg im Jahr 1994 war auf Initiative des Gründers des Golf Club Würzburg, Rudi May, eine Delegation aus Würzburgs Partnerstadt Dundee und aus St. Andrews in Schottland angereist. Dabei wurden Freundschaften ins Leben gerufen, die heute noch bestehen. Seit dieser Zeit finden regelmäßige gegenseitige Besuche statt, bei der eine Mannschaft des Golf Club Würzburg gegen eine Mannschaft des Panmure Golf Clubs antritt, der bei Dundee liegt. Die Reisen werden seit Beginn der Freundschaft in den 90er Jahren von den teilnehmenden Mitgliedern selbst finanziert, nicht vom Golf Club Würzburg. Der Artikel über den diesjährigen Besuch wurde von unserem Clubmitglied Jim Stock verfasst.

Ankunft und erste Runde in Monifieth

Das Zuschlagen der Taxitür mischte sich mit dem klackenden Rhythmus der Schläger, als wir durch die enge Gasse von einem Wohnviertel in Dundee hinaus zu den Monifieth Golf Links gingen. Hier wird seit fast 500 Jahren Golf gespielt, und bis vor kurzem hatten vier verschiedene Clubs dort ihr Zuhause, jeder mit eigenem Clubhaus nahe dem 18. Grün. Eigentlich stand es gar nicht auf dem offiziellen Programm, aber schon im Bus vom Flughafen Edinburgh zu unserem Hotel in Broughty Ferry kam die unvermeidliche Idee: „Ruf doch einfach im Pro Shop an und frag, ob wir spielen können. Begeisterte Zustimmung von allen Seiten. „Unglaublich, dass wir vor weniger als acht Stunden noch in Würzburg waren!“ Der Tag hatte früh begonnen — eine Tasse Kaffee im Garten bei Sonnenaufgang, im Kopf die Packliste: Rangefinder, Sonnencreme, Regenkleidung, Schirm, kurze und lange Hosen, Windbreaker, Sonnenbrille. Golf in Schottland, auch im August, heißt: sei auf alle Wetterlagen vorbereitet – manchmal sogar innerhalb einer einzigen Runde. Die Runde in Monifieth endete stilecht mit einem Pint und, wie immer, drei Tüten Crisps. Die Highlights und Tiefpunkte, der Schlag des Tages und natürlich der Wind — schmeichelhaft, wenn er von hinten kam, gnadenlos, wenn er von vorne blies — wurden ebenso besprochen wie Pläne fürs Abendessen und die nächste Trainingsrunde in Panmure.

Panmure: Geschichte und „Bits“

Gegründet 1845, war Panmure Golf Club einer der Clubs, die Geld für die Claret Jug beigesteuert haben, die bis heute bei der Open Championship ausgespielt wird. Vier von uns, die einen Tag früher angereist waren, wurden eingeladen, bei einer Stammgruppe am Mittwoch mitzuspielen. Wie so oft beim Golf in Schottland begann alles mit einem leichten Lunch im Clubhaus. Das Panmure Clubhaus atmet Geschichte: Fotos der Captains vergangener Zeiten, dunkle Holzvertäfelung, offene Kamine und der Blick über das 1. Tee hinaus bis zu den “Links” – und über die 18 zurück nach Hause. Wir Gäste wurden auf Flights verteilt. „Wir spielen Skins mit voller Vorgabe. Dazu gibt’s Bits für einen Chuckle, eine Snake, ein Choo-choo oder einen Barky. Ein Pfund pro Bit, maximaler Verlust pro Spieler ein Brown. Selbst als Muttersprachler brauchte ich dafür eine Erklärung. Im Grunde war es Best Ball, mit Zusatzspielen, damit jeder immer noch Chancen auf Punkte hatte. Der maximale Verlust pro Spieler war auf 10 Pfund gedeckelt – ein Brown (nach dem Farbton des schottischen Geldscheins). Der Wind kam ungewöhnlich von der Nordsee. Bis zum 7. Loch bliesen die Egos groß auf, aber am 13. Tee kam die ernüchternde Ansage: „Ab jetzt alles zurück in den Wind, bis wir heimkommen. Am Ende hatte ich irgendwie 6 Pfund gewonnen – die ich sofort in eine Runde Bier investierte. Und natürlich drei weitere Tüten Crisps. Am Abend waren auch die restlichen Würzburger angekommen, und das erste „offizielle“ Event begann: eine Tour der RRS Discovery, des Schiffs, mit dem Captain Scott 1901 in die Antarktis aufbrach. Einer unserer schottischen Gastgeber meinte trocken: „Das Schiff erinnert mich an einen meiner Teamkollegen – alt, rostig, und braucht eine Menge Geld, um nicht auseinander zufallen. Das war Banter (freundschaftlicher, humorvoller Spott) in Reinkultur.

Edzell: Bäume, Forellen und Fallen

Am nächsten Morgen brachte uns der Bus nach Edzell, einem Inland Course etwa 40 Minuten nördlich von Dundee. Das Dorf hat gerade einmal 840 Einwohner, aber – wie so oft in Schottland – natürlich einen Golfclub. Ein Sturm vor einigen Jahren zerstörte über 300 Bäume, und der Platz liegt heute vielleicht näher am Original-Layout von 1895 als jemals in den letzten 100 Jahren. Geblieben ist eine clevere Architektur: Fairway-Bunker, die genau dort warten, wo der Drive landet. Legst du kurz ab? Rollen die Konturen den Ball hinein. Versuchst du, sie zu überspielen? Springt er zurück. Highlights der Front Nine sind die Löcher 8 und 9 entlang des West Water, eines klaren Forellenbachs. Auch die Schlusslöcher 14 bis 18 sind bemerkenswert: Das bergauf führende Par 3 der 14 kann die Scorekarte ruinieren. Am 15. kannst du vom Eisen 8 bis zum Driver alles vom Tee spielen. Am 16. musst du vorausschauend planen, um den Schlag ins erhöhte Grün richtig vorzubereiten. Das lange Par 5 der 18 bietet Birdie-Chancen – solange du die tückisch platzierten Bunker meidest.

Blairgowrie: The Wee Course und Lansdowne

Der Freitag begann in Blairgowrie, einem traditionsreichen Parkland-Club mit zwei 18-Loch-Plätzen und einem kurzen 9-Loch-Platz – The Wee Course – entworfen von Dr. Alister MacKenzie, dem Architekten von Augusta National und Cypress Point. Mit nur 2.100 Metern Länge und Par 32 ist er einzigartig: ein reifer Platz voller kurzer, aber unvergesslicher Löcher. Wer dort gespielt hat, kann Monate oder Jahre später noch Schlag für Schlag jedes Loch abrufen. Am Nachmittag spielten wir auf dem Lansdowne Course Four Ball Best Ball, als Generalprobe für den nächsten Tag. Natürlich gab es eine kleine schottische „Twist“ -Regel: Jeder Flight bekam einen „Special Ball“, der reihum gespielt werden musste. Um in die Wertung zu kommen, durfte er nicht verloren gehen. Unglücklicherweise war ich derjenige, der den Ball gleich am ersten Loch ins Rough links eines 100 Meter breiten Fairway schlug. Das Banter darüber wird mich wahrscheinlich noch die nächsten zehn Jahre begleiten.

The Battle for the Quaich

Am Samstag stand das Hauptevent an: Singles Matchplay in Panmure, acht Matches, volle Vorgabe. Als Titelverteidiger brauchten wir vier Punkte, um den Quaich zu behalten – und ihn zum ersten Mal überhaupt auf schottischem Boden zu gewinnen. Beim Frühstück erinnerte uns unser Captain: „Gewinnen ist wichtig, aber Sportsmanship noch wichtiger. Gute Schläge anerkennen, die Golf-Götter akzeptieren, und wenn du zweifelst, ob ein Putt gegeben werden sollte – sei großzügig.“ Panmure ist so anders als Würzburg, wie es nur geht. Harte, laufende Fairways, die auch gute Drives ins Rough ablenken. Versteckte Bunker. Grüns mit Gefälle, die selbst perfekte Annäherungen bestrafen. Links Golf stellt immer wieder diese harte Frage: Mit den 14 Schlägern in meiner Tasche und den Schlägen, die ich kann – wie soll ich das Problem vor mir lösen? Trotz zweier früher Siege für uns und einem dritten Punkt gegen den schottischen Captain setzte sich am Ende die Erfahrung durch. Die Gastgeber gewannen 5:3 – und hielten die Tradition aufrecht, dass der Quaich immer beim Heimteam bleibt.

Freundschaft über allem

Beim Dinner in Panmures prächtigem Dalhousie Room wurde klar: Diese einzigartige Freundschaft, über 30 Jahre gepflegt, geht weit über Ergebnisse hinaus. Gewinnen heißt hier nicht nur gutes Golf spielen – sondern auch, ausländische Freunde wie Familienmitglieder willkommen zu heißen. Und genau darin sind wir alle Sieger!