Wie bereits vergangenes Jahr, haben wir auch in dieser Vegetationsperiode leider unverkennbar wieder mit einer erheblichen Trockenperiode zu kämpfen. Unser Golfplatz wird um die Spielbahnen herum zunehmend gelber und auch auf den Fairways, Abschlägen und Grüns sind einige Trockenflecken zu erkennen. Die aktuell aufkommenden Fragen, die an das Präsidium und direkt an uns Greenkeeper gestellt werden, umfassen aber nicht nur die Trockenheit und ihre Auswirkung, sondern die komplette Platzpflege und sind für uns Anlass, Stellung zum derzeitigen Platzzustand zu nehmen und Ihnen (stellvertretend für unsere Gräser), Rede und Antwort zu stehen.

Mit folgenden Fragen wurden wir in letzter Zeit immer wieder konfrontiert:
–      Warum waren die Grüns Anfang Juni gefühlt noch etwas stumpf?
–      Warum ist an manchen Stellen Moos auf den Grüns?
–      Warum sind teilweise Fremdgräser auf den Grüns?
–      Warum sind vereinzelt Krankheiten auf den Grüns?
–      Warum sind in einigen Bunkern vermehrt Steine?
–      Warum sind die Fairways im Sommer gelb und trocken?
–      Kann man die Kahlstellen im Semirough nicht einfach nachsäen?

Mit den folgenden Erläuterung einiger örtlicher, witterungsbedingter und platzpflegephilosophischer Besonderheiten unseres Golfplatzes hoffen wir gestellten und möglicherweise weitere aufkommende Fragen weitestgehend beantworten zu können.
Der vergangene Winter war zwar nicht der strengste, aber die Bodenfröste hielten sehr lange bis in den Monat Mai an. Dadurch konnte die Beregnung erst sehr spät aktiviert werden und auch der früher ausgebrachte Dünger konnte erst Ende Mai seine volle Wirkung entfalten. Wir haben alles erdenklich Mögliche für einen zügigen Start in diese Golfsaison gemacht, aber solange wir nicht mit großflächigen Rasenheizungen arbeiten (was sicherlich illusorisch ist), heißt es für uns und auch die Golferinnen und Golfer abwarten bis Mutter Natur „aus den Puschen kommt“ und die Grüns wieder flotter macht.


Die viel zu geringen Niederschläge in diesem Frühjahr ließen schon erahnen, dass der Sommer dem letztjährigen ähneln könnte und das hat sich bisher leider auch bestätigt. Die Lage unseres Golfplatzes mitten auf der fränkischen Trockenplatte kommt noch erschwerend hinzu; ist dies doch – wie der Name schon sagt – eine der trockensten und niederschlagärmsten Gegenden Deutschlands. Die installierte Beregnungsanlage ist bei der derzeit vorherrschenden Witterung mit sehr viel Fingerspitzengefühl und Knowhow einzusetzen. Die Fairways zum Beispiel fallen dem erhöhten Wasserbedarf der Grüns, der durch die künstliche Beregnung aber noch keinesfalls ausreichend gedeckt ist, zum Opfer und werden nur noch marginal beregnet. Denn abgesehen von der erlaubten Wasserentnahmemenge aus den Brunnen und den technischen Limits der Anlage, sind wir neben einer gewissen persönlichen Verantwortung unserer Umwelt gegenüber auch per Gesetz zu einem nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen verpflichtet.


Für unsere Grüns bedeutet dieser Wassermangel und auch die heißen Temperaturen Stress. Um sie aber nicht zu sehr zu plagen, haben wir die Schnitthöhe aktuell um wenige Zehntel Millimeter angehoben. Das macht sie gefühlt etwas weicher, aber auch gleichzeitig widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Trockenstress und konkurrenzfähiger gegenüber Fremdgräsern und Moos. Die beiden letztgenannten sind ab einem gewissen Alter der Grüns kaum abwendbar, jedoch durch ein gezieltes Pflegemanagement und ein nicht so radikales „Runterrasieren“ der Gräser zumindest gut eindämmbar. Und so beschreiten wir Greenkeeper permanent eine Gratwanderung zwischen Gesunderhaltung bzw. Stärkung der Grasnarbe und einer optimalen Bespielbarkeit der Grüns. Und diese definiert sich laut Umfrage unter den Golfern sowieso mehr durch eine Gleichmäßigkeit der Oberfläche als durch eine enorm hohe Geschwindigkeit der Grüns. Die Grüns werden deshalb von uns so gepflegt, dass Golferinnen und Golfer nicht nur kurzzeitig superschnelle Grüns vorfinden, sondern dass Sie beste Bedingungen, mit optimal zu spielenden Grüns, das ganze Jahr vorfinden und Freude daran haben.


Übrigens ließen sich die Kahlstellen im Semirough nachsäen. Jedoch ist es mit dem reinen Ausbringen des Saatgutes nicht getan. Man müsste es bis zum Austrieb über mehrere Wochen feucht halten, was bei der riesigen Fläche nicht realisierbar ist. Und selbst wenn man es schaffen würde, an diesen Stellen eine ordentliche Grasnarbe zu etablieren, würden diese Bereiche, wenn man sie sich wieder selbst überlässt, am ehesten wieder austrocknen. Es wäre eine Sisyphus-Arbeit – von extremen Kosten ganz zu schweigen…


Die bemängelten Steine in einigen wenigen Bunkern sind dem bei der Errichtung des Golfplatzes vorgefundenen Baugrundes geschuldet. Trotz sorgfältiger Vorgehensweise in der Bauphase konnten die ursprünglich „steinreichen“ Böden nicht vollständig von diesen befreit werden und man musste sie zwangsweise mit in die Planie der Bunker einarbeiten. Durch die häufigen Pflegemaßnahmen dieser wichtigen Spielelemente arbeiten sich die Steine nun immer wieder an die Oberfläche. Und sobald es unsere Manpower zulässt, sammeln wir diese auch ab.


Wir Greenkeeper geben täglich unser Bestes, Ihnen einen optimal bespielbaren Golfplatz präsentieren zu können. Dass uns das einigermaßen gelingt, bestätigen die Vergleiche mit anderen nationalen Spitzenclubs, zum Beispiel in den Leading-Tests. Das machen wir allerdings nicht um jeden Preis, sondern kommen unserer Verpflichtung zum nachhaltigen Umgang mit den natürlichen (beschränkten) Ressourcen nach. Dieses umweltgerechte Handeln, das neben einer zukunfts- und ergebnisorientierten Platzpflege für uns im Vordergrund steht, brachte nicht nur dem Präsidenten Bernhard May einen Platz im Ausschuss für Integrierten Pflanzenschutz des Deutschen Golfverbandes, sondern auch dem Greenkeeping des Golf Clubs Würzburg eine anerkannte Vorzeigestellung in der Golf- und Greenkeeperbranche in ganz Deutschland ein sowie dem Club wahrscheinlich noch in diesem Jahr das höchste Zertifikat in Gold im Bereich „Golf & Natur“ des Deutschen Golf Verbandes.
In diesem Sinne, allzeit gutes Spiel

Eure Greenkeeper

Interview BR24: Wassermanagement am Golfplatz bei Hitze