Das herausragende Engagement des Golf Club Würzburg für die Natur ist vielen Golferinnen und Golfern bekannt. Weniger bekannt ist, dass der Golf Club Würzburg seit vielen Jahren jeweils im Frühjahr im Rahmen einer Kooperation mit dem Bund Naturschutz Führungen über die Golfanlage anbietet, die vom ehrenamtlichen Naturschutzwächter der Stadt Würzburg und dem Head-Greenkeeper des Clubs geleitet werden. Bei der Besichtigung im April 2022 war neben den rund 30 Besucherinnen und Besuchern auch die Journalistin (und studierte Biologin) Wilma Wolf der Regionalzeitung „Main Post“ mit dabei, die einen sehr informativen Artikel über die Wanderung über den Golfplatz geschrieben hat. Das Lesen dieses Berichts, der Ihnen folgend zur Verfügung steht, ist sehr lohnend – Sie werden den Golfplatz in Würzburg (möglicherweise) von einer ganz neuen Seite entdecken!

Golfen im Einklang mit der Natur: Warum die Würzburger Golfer stolz auf ihre Rebhuhn-Familie sind

Text:Wilma Wolf / Bilder: Patty Varasano

Warum golfen nicht nur die ständige Suche nach einem kleinen weißen Ball bedeutet, sondern auch viel mit dem Schutz und der Liebe zur Natur zusammenhängt.

Golfen im Einklang mit der Natur, das hat sich der Golf Club Würzburg auf die Fahne geschrieben. Mit Erfolg. Denn der im Jahr 1984 vom Würzburger Geschäftsmann Rudi May gegründete Club wurde im Laufe der Jahre mit einer ganzen Reihe von Auszeichnungen geehrt, wie der Aufnahme in den Kreis der „Leading Golf Clubs of Germany“, der Auszeichnung in „Gold“ bei der Initiative „Golf & Natur“ des Deutschen Golfverbandes und der Auszeichnung „Blühender Golfplatz“ durch das Bayerische Umweltministerium.

„Für die Rebhuhn-Küken sind diese Flächen von immenser Bedeutung, weil sie Trockenheit und Wärme besonders schätzen.“ Marius Cazan – Head-Greenkeeper

Bei einer rund zweistündigen Führung mit Eckhard Gunther Beck, ehrenamtlicher Naturschutzwächter der Stadt Würzburg, über den auf einem Höhenrücken zwischen der Giebelstädter Steige und dem Tal des Fuchstädter Bachs gelegenen Golfplatz, konnten sich jetzt rund 30 Besucherinnen und Besucher von den ökologischen Projekten des Golf Clubs Würzburg und den unterschiedlichen Biotopen überzeugen. Denn nur 35 Hektar der 56 Hektar Gesamtfläche werden als Spielflächen genutzt und gepflegt, der Rest bleibt größtenteils sich selbst und der Natur überlassen. Das Wasser für die Platzpflege kommt aus eigenen Tiefbrunnen, deren Entnahmemengen streng reglementiert sind.

Auf dem Areal entstanden großzügige Hecken zur Fluchtwegevernetzung

Auf dem Weg zum großen Krötenteich an der Bahn 16 erzählt Head-Greenkeeper Marius Cazan, Chef des sechs Mitarbeitende umfassenden Teams für die Platzinstandhaltung und Pflege, von den ökologischen Grundgedanken des Golf Clubs Würzburg, die schon bei der Anlage des Golfplatzes umgesetzt wurden. Weil direkt an die an einen Landschaftspark anmutende Anlage ein Landschaftsschutzgebiet und ein Wald angrenzen, wurden wichtige Rückzugsorte für die Tiere geschaffen, die hier schon zuvor ihr Zuhause hatten.

Und so entstanden auf dem gesamten Areal großzügige Hecken, die zur „Fluchtwegvernetzung“ nicht mehr als 50 Meter voneinander entfernt sind. Ein Verbund, in dem sich Tiere wie Eidechsen, Iltisse, Feldhasen, Marder, Wildbienen, Insekten und verschiedene Vogelarten vor den Menschen zurückziehen können. Darunter finden sich auch sehr selten gewordene Vögel, wie die Wacholderdrossel, der Wiedehopf oder der Eisvogel, berichtet Cazan stolz.

Sogar Rebhühner gibt es auf dem Würzburger Golfplatz

Und sogar das Rebhuhn, laut der Fachzeitschrift Wild und Hund „…die am stärksten vom Rückgang der Biodiversität in der Feldflur betroffene Niederwildart…“ gibt es hier. „In der Zeit des Lockdowns 2021 tauchte ein Rebhuhn-Pärchen bei uns auf. Weil es nach der Wiedereröffnung Anfang Mai zunächst nicht mehr gesehen wurde, vermuteten wir, dass es nur kurz die (Spiel-)Ruhe genutzt hatte“, so Cazan. Umso größer war die Freude, als die Rebhühner im Juni wieder zum Vorschein kamen, diesmal mit einem guten Dutzend Exemplaren, denn mittlerweile war der Nachwuchs dabei. „Sie bewahren zwar eine gewisse Distanz zu den Menschen, verlassen aber unseren Golfplatz nicht“, sagt er.

Auch bei dieser Wanderung lassen sich zwei Rebhühner blicken. Und während in den letzten Jahrzehnten die Rebhuhn-Bestände in Deutschland um etwa 70 Prozent zurückgegangen sind, finden die Tiere hier offensichtlich alles, was sie zum Leben brauchen: Altgrasstreifen, Heckenränder und Grabenböschungen. „Ganz wichtig sind aber auch die kurzgemähten Rasenflächen. Für die Rebhuhn-Küken sind diese Flächen von immenser Bedeutung, weil sie Trockenheit und Wärme besonders schätzen“, erklärt Cazan.

Am linken Rand der ersten Spielbahn befindet sich eine sonnige Kräuterwiese

Am linken Rand der ersten Spielbahn befindet sich eine sonnige Kräuterwiese, die an einen Kiefernwald grenzt. Bei Untersuchungen wurde eine hohe Artenvielfalt der Fauna festgestellt: Glockenblumen, Nelken, Schlüsselblumen, Hahnenfuß, Ehrenpreis, Klee, Storchschnabel, Margeriten, Wicken, Salbei, Wilde Möhre, Schafgarbe und einige Grassorten.

Weiter geht es zu einer sonnigen Trockenrasenfläche rechts der zweiten Spielbahn, die seit dem Baubeginn des Golfplatzes im Jahr 1994 nicht mehr gedüngt wurde. So konnte sie sich im Laufe der Zeit zu einem dürren, stein- und artenreichen Trockenrasenbiotop entwickeln. „Die Besonderheit der Fläche ist die Ansiedlung des Kleinen Knabenkrautes. Es gehört zur Gattung der Orchideen“, erklärt der Greenkeeper. Des Weiteren konnte eine Studentin des biologischen Instituts der Universität Würzburg hier über 16 verschiedene Arten von Grashüpfern bestimmen. Um die Artenvielfalt zu fördern und weiterhin Eidechsen, Säugetieren und einer Vielfalt an Vögeln ein Zuhause zu geben, werden diese Flächen jährlich nur einmal im Herbst gemäht und das Schnittgut abgefahren.

Zwischen den Bahnen vier und elf sieht man einen Lesesteinhaufen, ein Trittsteinbiotop

Zwischen den Bahnen vier und elf sieht man einen Lesesteinhaufen, ein sogenanntes Trittsteinbiotop. „Die Steinzwischenräume werden von verschiedenen Klein- und Kleinstlebewesen wie Reptilien und Insekten als Schlummerplatz für den Winter genutzt“, erklärt Beck. Im Sommer wiederum nutzen unter anderem Eidechsen, Lurche, Ameisen, Bienen und Grabwespen die von der Sonne gewärmten Steine als Wohlfühloase. Bei Gefahr können die Spalten zwischen den Steinen als rettendes Versteck genutzt werden.

Der Natur Raum lassen auf der einen Seite – den Golfsport ermöglichen auf der anderen Seite – das ist die Philosophie des Würzburger Golf Clubs, sagt auch Clubmanager Fabian Otter beim Rundgang. Golfen im Einklang mit der Natur – das sei ein Gewinn für Mensch und Natur.

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Golfen im Einklang mit der Natur „ … ist ein Gewinn für Mensch und Natur“. Dies unterstreicht ebenfalls eindrucksvoll ein Vergleich der Luftaufnahmen der früheren intensiven landwirtschaftlichen Nutzung des Geländes bis 1994 und des heutigen Golfplatzes.