Unsere stillen Helden

Greenkeeping

Mit unserem hohen Bewusstsein für Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Arbeitssicherheit haben wir uns nicht nur die höchste Auszeichnung beim Qualitätsmanagementprogramm „Golf & Natur“ des Deutschen Golf Verbandes erreicht.

Der Präsident des Golf Club Würzburg, Bernhard May, ist zudem Mitglied im „Ausschuss für Integrierten Pflanzenschutz“ des DGV sowie Mitglied im Umweltausschuss des Bayerischen Golf Verbandes. Mitarbeiter des Golfanlagenbetreibers Golfplatz Würzburg GmbH haben im Frühjahr 2020 maßgeblich den neuen Schwerpunkt „Natur- und Gesundheitsmanagement“ der „Leading Golf Clubs of Germany“ erarbeitet.

Der Golf Club Würzburg wurde als eine der ersten Golfanlagen in Bayern und einziger Golfplatz in Unterfranken für seine erfolgreiche Teilnahme am „Blühpakt Bayern“ durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz als „Blühender Golfplatz“ ausgezeichnet.

Zahlen, Daten und Fakten

Ein paar interessante Zahlen zu unserer Mäharbeit:

  • Auf den Grüns mähen wir über das Jahr verteilt eine Fläche von ca. 2,5 Mio. m² (das entspricht mehr als 300 Sportplätzen). Vor gar nicht allzu langer Zeit wurde das noch per Hand gemäht!
  • Auf den Fairways haben wir eine jährliche Mäh-Flächenleistung von ca. 10 Mio. m²
  • und auf dem Semirough ca. 20 Mio. m².
  • Ein Greenkeeper legt pro Jahr eine Strecke von etwa 4.500 km mit dem Mäher zurück.

Sand ist ein wichtiger Baustein um die Grüns „funktionsfähig“ zu erhalten:

  • Etwa 150 Tonnen Sand werden jährlich auf den Grüns verteilt (das entspricht ungefähr 140 Milliarden Sandkörnern oder einem Eimer Sand pro Quadratmeter).
  • Durch Aerifiziermaßnahmen werden jährlich 16,8 Mio. Löcher in die Grüns gestochen, um die Rasentragschicht mit Luft zu versorgen und wieder mit Sand zu verfüllen.

Wasser ist nicht nur für den Menschen überlebenswichtig:

  • Sollten unsere Grüns während der Vegetationsperiode länger als drei Tage kein Wasser durch Regen oder Beregnung bekommen, würden sie durch den sehr komplexen Aufbau der Rasentragschicht vertrocknen und dauerhaften Schaden nehmen.

Rasen leistet großartiges:

  • Der Grasbestand unseres Golfplatzes sichert den jährlichen Sauerstoffbedarf von etwa 1.000 4-köpfigen Familien. (Alternativ wären dafür mindestens 2.000 ha Mischwald nötig!)

Wie gut, dass wir unseren Golfplatz haben:

  • Während der vorherigen landwirtschaftlichen Nutzung der Fläche unseres Golfplatzes wurden etwa 3-mal mehr Dünger und 10-mal mehr Pflanzenschutzmittel als bei der jetzigen Platzpflege ausgebracht.

Stille Helden – die Arbeit der Greenkeeper im Golfclub

Frühjahr

Es ist Mitte April, die ersten richtig warmen Sonnenstrahlen tauchen auf, die Tage werden merklich länger und die Nächte sind nicht mehr ganz so kalt. Es wird allerhöchste Zeit, das Golfbag auszuwintern!

Im Idealfall kommen Sie jetzt auf den Golfplatz und alles grünt und blüht in vollster Pracht und von der grauen Wintertristesse ist nichts mehr zu sehen. Der Ballautomat an der Driving Range ist gefüllt, die Fairways sind gestriegelt und die Abschläge und Grüns sind von einem einfarbig grünen Rasenteppich überzogen.

Dass dies kein Wunsch- oder Traumszenario ist, haben wir in den letzten Jahren immer wieder bewiesen. Letztendlich ist es nur eine Frage des Zeitpunktes, an welchem unser Golfplatz in seiner vollsten Pracht und Blüte erscheint. Und das hängt von zwei Faktoren ab: dem frühzeitigen Einsatz des richtigen Greenkeepings und vor allem dem Wetter.

Auf das Wetter haben wir Greenkeeper keinerlei Einfluss. Der von Jahr zu Jahr unterschiedliche Witterungsverlauf gibt letztendlich vor, wann der Platz aus dem Winterschlaf erwacht. Den entscheidenden Parameter stellt dabei die Temperaturen dar, – sowohl die Tages- als auch die minimalen Nachttemperaturen – denn ein richtiges Gräserwachstum setzt erst bei einer konstanten Bodentemperatur von mindestens 10°C ein. Für uns heißt das oft abzuwarten, aber auch im richtigen Moment Gewehr bei Fuß zu stehen, um pflegerische, wachstumsanstoßende Maßnahmen zu ergreifen.

Da wäre zum einen eine wohl dosierte Starterdüngung, um den Gräsern einen kleinen Wachstumsanstoß zu geben. Aber auch das Vertikutieren der Grüns, Abschläge und Fairways hilft dabei altes, zum Teil abgestorbenes Material aus der Grasnarbe zu entfernen und somit dem jungen, vitaleren Gras mehr Freiraum zur Entfaltung zu geben. Und nicht zuletzt das Aerifizieren sorgt durch die (Frisch-)Luftzufuhr im Boden für eine ordentliche Anregung des Bodenlebens und somit auch dafür, dass die letzten Schneeschimmelflecken vom vorangegangenen Winter schneller wieder „rauswachsen“.

Der Übergang vom Frühjahr in den Sommer geschieht nahtlos, eher fließend. Und ehe wir uns vergucken, sind wir auch schon mittendrin, im Sommertagesgeschäft.

Sommer

Das Golfgeschehen ist in vollem Gange. Größere Sonderpflegemaßnahmen werden im Sinne eines reibungslosen Spielflusses und einer regelkonformen Durchführbarkeit der vorgabewirksamen Turniere auf ein Minimum reduziert. Für uns Greenkeeper steht die „Erhaltungspflege“ auf dem Tagesplan.

Um noch vor den „Early Birds“ die ersten Grüns gemäht zu haben, beginnen wir unsere Arbeit mit Sonnenaufgang. Die Grüns werden jeden Tag gemäht und auch die Bunker werden fast täglich mit der Bunkerharke durchgerecht. Dreimal pro Woche mähen wir die Abschläge, Fairways, Vorgrüns und den First Cut, mindestens zweimal pro Woche das Semirough. Dazwischen gilt es noch diverse Flächen auf dem Platz sowie ums Clubhaus herum mit Freischneider oder Handmäher zu pflegen.

Mittlerweile ebenfalls zur Erhaltungspflege zählend ist das Topdressen unserer in die Jahre gekommenen Grüns. Im 2-3 Wochenturnus wird eine hauchdünne Sandschicht von etwa einem halben Liter Sand pro Quadratmeter auf den Grüns ausgebracht, um das Bodengefüge und die Struktur wieder näher ans Optimum zu bringen. Positiver Nebeneffekt für den Golfer ist, bereits unmittelbar nach dem Einkehren des Sandes in die Grasnarbe ist eine deutliche Verbesserung der Balllauftreue bemerkbar.

Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeiten während der warmen und trockensten Jahreszeit ist die Wartung und Aufrechterhaltung der Beregnungsanlage. Weit über 200 Regner, die dazugehörigen Magnetventile, Schächte und Absperrhähne sind in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren und bei Bedarf auszutauschen. Der Ausfall eines oder mehrerer Regner würde innerhalb weniger Tage das Aus der betroffenen Fläche bedeuten.

Alles in Allem ist das die längste Periode in unserem Greenkeeper-Kalender. Reden wir doch von Mai bis in den September hinein vom „Sommer“. Sie ist mit Abstand die pflege-  und arbeitsintensivste Zeit im Jahr und vielleicht ist gerade das der Grund, warum sie für uns auch meist so schnell vergeht.

Herbst

Die Tage werden wieder spürbar kürzer, das Wetter immer nasskalter und die Gräser wachsen langsamer. Für uns Greenkeeper bedeutet dies eine sukzessive Reduzierung der Mäharbeiten, jedoch müssen wir nun auch eine erhöhte Aufmerksamkeit auf den Gesundheitszustand der Grüns haben.

Wir müssen geeignete Maßnahmen treffen, um den Pilzdruck einzugrenzen und die eigene Abwehrkraft der Gräser gegen das Eindringen ungebetener Pilzsporen zu stärken.

Gerade einmal vier erlaubte Fungizid-Anwendungen pro Jahr lassen nicht gerade viel Unterstützung für die Pflanzen im aktiven Kampf gegen Pilzkrankheiten unsererseits zu. Eine gut dosierte Kali-Düngung, das langsame Heraufsetzen der Schnitthöhe und auch ein weiteres Aerifizieren, um durch Frischluft die Bodenaktivität zu erhöhen, tragen im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes dazu bei, die Gräser selbst widerstandsfähiger und härter für den bevorstehenden Winter mit all seinen Herausforderungen zu machen.

Der Herbst ist für uns auch die Zeit der Fort- und Weiterbildung. Greenkeeper ist kein klassischer Ausbildungsberuf und auch das Greenkeeping im Allgemeinen steckt wissenschaftlich betrachtet eher noch in den Kinderschuhen. Umso wichtiger ist neben den eigenen gesammelten Erfahrungen der Austausch mit den Kollegen. Regelmäßige Schulungen und Seminare, meist vom Greenkeeper-Verband angeboten, sind für die qualitative Weiterentwicklung unseres Golfplatzes und für den Blick über den Tellerrand hinaus enorm wichtig. Aber auch fachspezifische Fortbildungen wie zum Beispiel Werkstattmanagement, Pflanzenschutz oder Workshops für administrative Bereiche gehören zur Bildung eines hochwertigen Greenkeeper-Teams.

Enormes Wissen und viel Erfahrung sind gerade im Herbst noch einmal gefragt. Das unbeständige Wetter mit den größten Temperaturschwankungen innerhalb kürzester Zeit, fordert ein gutes Fingerspitzengefühl bei der Dosierung und zeitlichen Festlegung der Pflanzenvitalisierungsmaßnahmen. Und sollten wir diese wieder einmal gut hingebracht haben, freuen wir uns schon auf den …

Winter

…die ruhige und stille Zeit!

Wir nehmen das wörtlich und schließen „unseren Laden“ erst einmal zu.

Wann genau, das gibt uns die Witterung vor. Je nachdem wie streng und hart der Winter im Dezember Einzug hält, desto eher oder später gehen wir in eine wohlverdiente Winterpause. Vorher müssen aber erst noch alle Maschinen „eingewintert“ werden. Das heißt, kleinere oder auch größere Reparaturen, die nicht so dringlich waren und die man während der Saison wegen des notwendigen Gebrauches der Maschine auf den Winter geschoben hat, werden erledigt. Ölwechsel, Grundreinigungen, notwendige Reifenwechsel und vieles mehr erfordern noch einmal einiges an Mannstunden vom gesamten Team.

Aber auch während der Winterpause haben immer mindestens ein oder bei Bedarf mehrere Greenkeeper Bereitschaft, um beispielsweise den Tau von den Grüns zu entfernen, notwendige Pflanzenschutzmaßnahmen durchzuführen, Schnee zu räumen oder diverse administrative Aufgaben zu erledigen. Den Rest unseres Winterurlaubs nutzen wir dazu, das zu erledigen, wofür wir unterm Jahr keine Zeit haben: kleinere und auch größere Blessuren auskurieren, Zeit mit unseren Familien verbringen, Urlaub machen oder einfach nur relaxen und ausspannen.

Ab Februar geht es dann wieder sehr tatkräftig zur Sache. Kleinere und auch größere Umbaumaßnahmen werden oft von uns selbst gestemmt. Vieles wird dabei nicht geändert. Der Architekt hat sich seiner Zeit bei der Planung und dem Bau des Golfplatzes etwas gedacht und dem Platz eine bestimmte Note verliehen. Doch hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte auch im Golfsport einiges verändert. Zum Beispiel schlägt man heutzutage mit dem Driver gut und gerne 50 Meter weiter als noch vor zwanzig Jahren. Das gestattet die Frage, ob denn jeder Bunker seine Daseinsberechtigung als echtes Hindernis hat oder nicht besser versetzt oder ganz geschlossen werden sollte, um dadurch den Spielfluss wieder etwas zu erhöhen.

Und oft sind diese (Umbau-)Arbeiten noch nicht ganz abgeschlossen, da klopft auch schon der Frühling vehement an unsere Pforten.