Liebe Golferinnen, liebe Golfer,
liebe Mitglieder, liebe Gäste,
in diesem Frühjahr hat es ziemlich lange gedauert, bis unsere Anlage endlich so „grün“ war, wie Ihr es von einem guten Golfplatz gewohnt seid. Und auch wir Greenkeeper hätten die Aufwachphase aus der Winterruhe gerne etwas mehr beschleunigt, jedoch waren und sind uns diesbezüglich gleich an mehreren Stellen die Hände gebunden. Dabei spielt neben unserem Standort vor allem das Wetter eine große Rolle.
Unser Golfplatz befindet sich auf einem Plateau hoch über der Stadt Würzburg, einer der trockensten Regionen Deutschlands. Die Tatsache, dass wir mitten im Wassereinzugsgebiet der „Winterhäuser Quelle“ und somit in der Zone 3 eines Wasserschutzgebietes liegen, beschert uns Auflagen, die uns den Handlungsfreiraum in der Platzpflege in vielfacher Hinsicht deutlich einschränkt. Einfach mal schnell eine Starterdüngung auf Grüns, Tees, Fairways oder sogar noch Semirough auszubringen, wie man es von anderen Rasensportstätten oder dem Hausgarten gewohnt ist, ist nicht so einfach möglich. Auf den Grüns und Abschlägen darf nur in einem bestimmten Zeitraum und nur eine so kleine Menge Stickstoff ausgebracht werden. Diese entspricht etwa dem Drittel der Menge, welche im Durchschnitt auf Anlagen ohne entsprechende Auflagen ausgebracht wird. Somit muss unser Düngekonzept gut durchdacht und wohl dosiert auf die gesamte Vegetationsperiode verteilt aufgestellt sein. Die Fairways dürfen nur einmal im Frühjahr gedüngt werden; mit einer Menge an Stickstoff, die nicht einmal 10 Prozent des Jahresstickstoffbedarfs der dort wachsenden Gräser abdeckt. Im (Semi-) Rough ist uns eine Düngung gänzlich untersagt. Eine gestattete Herbizid-Anwendung alle zwei Jahre lässt uns das Problem mit dem vielen Weißklee und Löwenzahn auf den Fairways nicht wirklich in den Griff bekommen. Diesbezüglich stehen wir aber zusammen mit Betreiber und Clubverantwortlichen seit längerem in engem Kontakt und regem Austausch mit Wasserwirtschaftsamt und Naturschutzbehörden, um langfristig eine (noch immer umweltverträgliche und keinesfalls grundwassergefährdende) Lockerung unserer Auflagen zu bekommen.
Auch im Pflanzenschutz allgemein hat sich in den letzten Jahren viel verändert. So schrumpft die Liste der für den Golfplatz zugelassenen Fungizide von Jahr zu Jahr ebenso wie die Hoffnung auf Neuzulassungen eben jener Pflanzenschutzmittel. Das ist allerdings ein Problem, welchem sich in naher Zukunft die Greenkeeper aller Golfanlagen in diesem Land stellen müssen. „Integrierter Pflanzenschutz“ ist das Credo der Stunde. Das bedeutet, dass die chemischen Mittel erst zum Einsatz kommen sollten, wenn alle anderen Maßnahmen zu keinem oder nur mäßigem Erfolg geführt haben. Zum glück verfolgen wir dieses Ziel schon immer. Das konsequente Abtauen der Grüns in den Wintermonaten zum Beispiel, was nachweislich zu einer Reduzierung von Schneeschimmelbefall führt, wird mittlerweile von vielen anderen Greenkeepern erfolgreich nachgeahmt. Das ist jedoch kein absoluter Garant für schneeschimmelfleckenfreie Grüns im Frühjahr und somit eine Frage des Wetters und der Frühjahrstemperaturen, bis diese Flecken wieder „rausgewachsen“ sind.
Doch nicht nur irgendwelche Auflagen und Vorgaben erschweren uns den schnellen Start in die „grüne“ Golfsaison fast jedes Jahr aufs Neue. Der Standort unseres Golfplatzes auf der Anhöhe mit Stadtnähe und stellenweise überragendem Ausblick bringt nicht nur Vorteile mit sich. Der fast stetig – mal schwächer, mal stärker – wehende Wind sorgt zwar einerseits für eine schnellere Abtrocknung der Grasnarbe, was den Krankheits- und Pilzdruck etwas reduziert, andererseits kühlt er aber die Temperaturen in den Frühjahrs- und Herbstmonaten soweit ab, dass es meist drei bis fünf Grad kälter ist als bspw. in den Tälern oder in der Stadt. Ein ordentliches Gräserwachstum beginnt erst bei dauerhaften zehn Grad Bodentemperatur. Vor allem in den Nächten fehlten während der Aufwachphase im April und Anfang Mai diesen Jahres meist nur ein paar Grad, um die nötige Wärme im Boden zu halten und somit einen zügigen Beginn des Gräserwachstums zu forcieren. Der Traumstart in die Vegetationsperiode, wie wir ihn zum Beispiel im letzten Jahr hatten, wurde durch ca. drei Grad nächtlicher Durchschnittstemperatur weniger als im April vergangenen Jahres entsprechend verzögert. Ein Vergleich zu anderen Sportstätten mit entsprechend günstigeren klimatischen Bedingungen oder gar zum Hausgarten in der Stadt fängt demnach ebenfalls sofort zu hinken an. Überhaupt ist eines der ersten Dinge, die man auf der Greenkeeper-Schule lernt, dass jeder Platz und jedes Jahr anders und individuell und untereinander in bestimmten Punkten nur bedingt oder schwer vergleichbar sind.
Ein schwacher Trost ist es vielleicht zu wissen, dass es jedoch fast allen Golfplätzen in unseren Breitengraden ähnlich erging. Beim Erfahrungsaustausch unter uns Greenkeepern bundesweit über die gängigen sozialen Netzwerke gab es im letzten Monat kaum einen Kollegen, der nicht jammerte, dass sein Platz „nicht so recht aus den Puschen kommt“. Umso mehr freuen wir uns jetzt, dass die wärmeren Maitage und die erste gut dosierte Düngergabe die Grasnarbe auf dem gesamten Platz schon deutlich dichter und „grüner“ werden lässt. Wir Greenkeeper jedenfalls werden auch in Zukunft und zu jeder Jahreszeit immer unser Bestes geben, Ihnen einen schönen und allzeit gut bespielbaren Golfplatz präsentieren zu können.
Euer Greenkeeper-Team