Stühlerücken im Besprechungsraum. Acht Plätze sind nicht genug. Nicht genug für all‘ die Frauen, die im Golf Club Würzburg das Sagen haben. Zwei Geschäftsführerinnen, die Clubmanagerin, die Headgreenkeeperin, die Restaurantleiterin, dazu drei Clubsekretärinnen und noch eine Greenkeeperin – wer der Frage auf die Spur geht, ob das Geschäft mit Golfanlagen auch weiblich dominiert sein kann, landet zum Beispiel hier: Golf Club Würzburg, Bayern, Deutschland. Eine Betreiberanlage, die zu den Leading Golf Clubs of Germany zählt, und wo der Präsident des Clubs mit Blick auf die Ansammlung der Frauen im Besprechungsraum sagt: „Ich geh dann mal, hier werde ich ja jetzt nicht gebraucht.“

Dann ist Bernhard May weg, seine Frau Viktoria sitzt als Geschäftsführerin auch deshalb am Tisch, weil sie vor einigen Jahren zu dem Entschluss gekommen ist, dass es „wenig sinnvoll ist, die Arbeit immer nur zu machen, weil man die Ehefrau des Präsidenten ist. Ich finde es besser, wenn das richtig geregelt ist.“ Jetzt verantwortet sie die Finanzen, Marketing und Personal.

Frauen in der Golfszene sind in fast allen Ländern der Welt unterrepräsentiert. Das gilt sowohl für die Anzahl Amateurgolferinnen als auch für Teaching Professionals, Clubmanager oder Greenkeeper. Im Standard-Golfclub in Deutschland ähnelt sich häufig das Bild: Frauen im Sekretariat, im Proshop, in der Gastronomie. Selten aber sind sie gerade in Führungspositionen in der Überzahl. So wie hier im Golf Club Würzburg, wo die neun Frauen gerade das Erfolgsrezept der Zusammenarbeit diskutieren. „Das Team, das ich hier wahrgenommen habe, war einfach sehr harmonisch“, erklärt Sanja Bradley ihren Eindruck, den sie bei einem Besuch als Clubberaterin des Deutschen Golf Verbandes gewonnen hat. Ab April 2024 verstärkt sie den Golf Club Würzburg selbst als Clubmanagerin. Sie meint, „Das Positive an Frauenteams ist, dass hier oft keiner glaubt, dem anderen etwas vormachen zu müssen, weil jeder weiß, dass er im Interesse aller handelt.“

Ein Wohlfühlfaktor, den auch Susanne Brendle erlebt hat. Als ungelernte Greenkeeperin sitzt sie inzwischen häufiger auf dem Mäher. „Dass ich einmal diese Maschinen fahren würde, hätte ich ja nie gedacht“, erzählt sie mit einem Lächeln. „Als ich die Kanten der Tees zum ersten Mal fahren musste, hat das nicht geklappt, aber für Jacqueline war das kein Problem.“ Jacqueline ist ihre vorgesetzte Head-Greenkeeperin, die derzeit einzige in Deutschland. Seit 24 Jahren ist sie im Geschäft, „da lernt man schon sich durchzusetzen“, sagt sie mit einem Lächeln. Seit 2022 ist sie in Würzburg verantwortlich.

Der Eindruck der Geschäftsführung zur weiblichen Head-Greenkeeperin ist: „Seitdem ist im Detail vieles noch besser geworden, es geht eben nicht mehr nur um die Qualität der reinen Spielbahnen und Grüns.“ Das Greenkeeping-Gebäude wurde innen renoviert, die Bepflanzung der Außenbereiche überarbeitet. „Der weibliche Touch“, so auch Bianca May, die wir ihr Bruder Bernhard die Anlage am längsten kennt und sich um die Website kümmert, sei insgesamt in allen Bereichen spürbar. Das gilt aus ihrer Sicht auch nicht nur für das Greenkeeping: „Bei den Kleinigkeiten sind die Frauen oft genauer.“

Dabei war die Einstellung speziell von weiblichem Personal im Golf Club Würzburg nie wirklich geplant. Die Konstellation hat sich automatisch ergeben, inzwischen ist auch der eine oder andere Mann ins Team gerutscht. Das Arbeitszeitmodell ist in Würzburg nicht wesentlich anders als in anderen großen deutschen Golfanlagen: Hochbetrieb während der Saison, dazu ein ruhigerer Winter. Speziell frauenfreundlich hat man hier nichts gestaltet. Das Jahresarbeitszeitmodell findet offenbar Anklang.
Womit man dann am Ende doch wieder bei einem Mann landet. Club-Präsident Bernhard May, selbst Vater von drei Töchtern, findet die ausgeprägte weibliche Besetzung großartig. „Starken Rückhalt für das Team“, bestätigt ihm die gesamte weibliche Belegschaft.

Alle weiteren Informationen über das Team, den Club, die Golfanlage und die Gastronomie stehen Mitgliedern und Gästen unter www.golfclub-wuerzburg.de zur Verfügung.

Quelle: Petra Himmel