Liebe Golferinnen, liebe Golfer,

liebe Mitglieder, liebe Gäste,

der Herbst hat Einzug gehalten. Die Tage werden erkennbar kürzer, die Temperaturen vor allem in den Morgenstunden zunehmend knackiger und die Bäume und Sträucher wechseln ihr Farbkleid von grün zu rot-braun. Für uns Greenkeeper bedeutet das, von Woche zu Woche die Mäharbeiten – dem Gräserwachstum angepasst – etwas zu reduzieren. Jedoch kommen dafür an anderen Stellen gewisse Mehrarbeiten auf uns zu, wie zum Beispiel das Laub von den Wegen, Plätzen, Abschlägen und vor allem den Grüns wegzublasen. Und ein weiteres „Großprojekt“ steht auch noch an: das Aerifizieren der Grüns Mitte Oktober.

Dass beim Aerifizieren Löcher ins Grün gestochen werden, um den Luftaustausch im Boden zu fördern, wissen die meisten von Euch längstens. Wieso aber werden diese Löcher wieder mit Sand aufgefüllt und nicht beispielsweise mit einem Oberboden-Humus-Gemisch? Und wieso werfen wir Greenkeeper alle paar Wochen noch zusätzlich Sand auf die Grüns und machen sie so erstmal „unanschaulicher“?

Ganz allgemein kann man sagen, je älter ein Grün ist, desto intensiver muss es gepflegt werden, um eine optimale Bespielbarkeit gewährleisten zu können. Zum einen ist da die Instanthaltung der Regner und der künstlich eingebrachten Drainagen, welche mit zunehmendem Alter immer mehr an Wirkung verlieren, zum anderen und gleichzeitig ein Hauptgrund für den sich erhöhenden Pflegeaufwand ist die Veränderung im Bodengefüge. Beim Neubau eines Grüns ist die Zusammensetzung der Rasentragschicht genau definiert. Die Anteile an Humus, Oberboden und Sand und sogar deren Korngrößen werden in einem Leitfaden der FLL (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V.) exakt dargestellt und beinhalten nur geringe Toleranzgrenzen, da jede Abweichung eine Verschlechterung der Gräserwachstumsbedingungen, eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit der Gräser und somit einen erhöhten Pflegeaufwand bedeuten. Jedoch verändert sich dieses Gefüge im Laufe der Zeit durch mikrobiologische Aktivitäten im Boden. Das heißt, abgestorbene Wurzeln, Rasenfilz, bestimmte Düngerarten etc. werden zersetzt und erhöhen so den Anteil an organischem Material (Humus) im Boden. Um nun wieder zurück zur (optimalen) Ausgangszusammensetzung zu gelangen, muss dem Boden anorganisches Material sprich Sand zugefügt werden.

Beim Topdressen wird eine feine Sandschicht aufs Grün aufgebracht und somit lediglich der Anteil an anorganischem Material erhöht. Positive Nebeneffekte sind der Ausgleich kleiner Unebenheiten auf der Grasnarbe und dadurch eine Verbesserung der Balllauftreue. Die Grüngeschwindigkeit wird dabei entgegen dem optischen Anschein nur sehr geringfügig beeinflusst.

Beim Aerifizieren dagegen wird durch den Einsatz sogenannter Hohlspoons ein bestimmter Anteil an organischem Material gegen anorganisches regelrecht ausgetauscht (Humus, abgestorbene Pflanzenreste, Rasenfilz raus => Sand rein…). Neben dem sehr effektiven Angleichen der Bodenstruktur ans Optimum ist dabei das „Belüften“ und „Drainieren“ der Rasentragschicht ein weiterer Pluspunkt für unsere Grüns.

Sand ist aber nicht gleich Sand! Manch einer wird sich schon gewundert haben, warum vor unserer Maschinenhalle gleich drei und nicht nur ein großer Sandhaufen liegen. Die Unterschiede sind optisch kaum wahrnehmbar, die falsche Auswahl des Sandes zu einem bestimmten Arbeitsvorgang oder Einsatzgebiet kann jedoch gravierende Auswirkungen haben. In erster Linie unterscheiden sie sich in der Körnungsgröße, das heißt wie groß ist der maximale Durchmesser eines einzelnen Sandkorns und wie klein der kleinste. Auch wie viele Körner in den verschiedenen Größenabstufungen jeweils anteilig in einer Zusammensetzung vorhanden sind, ist ein entscheidendes Kriterium. Und nicht zuletzt ob kantig, gerundet, gebrochen, gewaschen usw. charakterisieren einen Sand bzw. seine Auswirkungen auf bestimmte Pflegemaßnahmen.

Beim Topdressen zum Beispiel verwenden wir meist den sehr feinen Sand 0,1/0,4 (=> die kleinsten Körner sind 0,1mm groß, die größten 0,4mm). Das hat den Vorteil, dass er sich sehr leicht in die Grasnarbe einkehren lässt und somit das anschließende Putten – außer durch eine Verbesserung der Balllauftreue – nicht beeinflusst. Beim Aerifizieren variieren wir bewusst die Körnungsgrößen zwischen 0,3/0,7mm und 0,2/1,5mm um eine bessere Durchmischung des Sandes mit dem restlichen Boden und somit eine erhöhte Stabilität des Bodengefüges zu erreichen. Wichtig dabei ist immer, dass der Sand gewaschen ist. Dadurch wird der Schluff (kleinste Partikel im Sand, kleiner 0,06mm) ausgesondert, da dieser sonst die Drainage-Wirkung des Sandes und im Laufe der Zeit die der gesamten Rasentragschicht zunichte macht.

Anders ist es beim Bunkersand. Dieser soll sogar einen geringen Anteil an Feinsanden (0,06mm – 0,1mm) besitzen. So wird gewährleistet, dass der Ball beim Einschlagen in den Bunker nicht unauffindbar unter der Sandoberfläche verschwindet, aber man gleichzeitig beim Herausspielen nicht wie auf eine Betonoberfläche schlägt.

Wie man an diesen Ausführungen erkennen kann, ist selbst eine so banale und unscheinbare Sache wie die Auswahl und das Ausbringen von Sand eine echte Wissenschaft für sich und erfordert viel Wissen und Erfahrung. Und genau das ist eines dieser Dinge, die unseren Beruf Greenkeeper so interessant und abwechslungsreich macht und vom Beruf zur Berufung werden lässt.

Eine andere Sache jedoch, die unseren Beruf sehr gefährlich macht, sind Golfer, die meinen selbst im dichtesten Nebel noch golfen zu müssen! An dieser Stelle nochmal der Hinweis: Das Golfen auf unserem Platz bei Sichtweiten unter 200 Metern ist verboten! Das soll keine Schikane sein, sondern dient lediglich der Gesunderhaltung unseres gesamten Teams. Auch die ständigen leidlichen Diskussionen „…ich schlag doch nicht weiter als ich sehen kann…“ tragen kaum zur Minderung der Angstzustände bei, wenn plötzlich aus der grauen Suppe neben einem eine Golfer-Silhouette auftaucht. Aus aktuellem Anlass deswegen noch einmal ein Appell an die Vernunft eines jeden einzelnen: Wenn schon an Nebel(vormitt)tagen golfen, dann bitte auf Driving Range und Übungsbereich begrenzen, zumindest so lange, bis sich der Nebel wieder verzogen hat.

In diesem Sinne, möglichst wenige Bunkerschläge, wenige Nebeltage und ein schönes Ausklingenlassen der Golfsaison!

Euer Greenkeeper-Team